Verein zur Unterstützung psychisch Kranker in Rumänien, Ravensburg

Öffentlichkeit
Der Beclean e.V. versuchte über die Jahre, Öffentlichkeit über die Verhältnisse in Beclean und Borşa in Deutschland und Rumänien herzustellen. Dies gelang uns vor Ort durch Kultur-Aktionen (Konzert, Theater) und durch Journalistinnen und Journalisten, die mit uns reisten. Ein intensiver Kulturaustausch in den Kliniken gelang durch gegenseitige Hospitationen im Rahmen von Partnerschaften zwischen zwei Krankenpflegeschulen und zwei Hochschulen für Soziale Arbeit aus Rumänien und Deutschland.




Kistenprojekt
Svenja Kranz schneite 2007 in eine unserer Vorstandssitzungen in Ravensburg und brachte ganz neue Projektideen in unsere Köpfe. Sie leitete ein Theater-Zirkus-Projekt im Auftrag verschiedener Arbeitsagenturen in Süddeutschland für beruflich schwierig zu integrierende junge Erwachsene.
Eine Lehrgangsgruppe, die „Handwerker“, sollten 250 hölzerne „Schatzkisten“ zimmern – als Schrank- und Nachttischersatz unters Bett. Das Projekt gelang wunderbar und schuf Atmosphäre und Vertrauen. Die Patientinnen und Patienten waren glücklich über ihren neuen Besitz.








Sommertheater-Zirkus in Borşa
Eine zweite Gruppe des einjährigen Lehrgangs der Arbeitsagenturen für junge Erwachsene aus Süddeutschland bereitete Texte für eine Theateraufführung mit Patienten aus Borşa vor, besorgte einen knallroten Lastwagen in Deutschland als mobiles Theater mit dem sie nach Rumänien aufbrachen und mit Patienten aus Borşa vier Wochen lang probten – dann kam es mit großem Beifall zu Aufführungen an verschiedenen Klinikstandorten



Konzert „Nightlosers“
Ein rumänischer Kameramann, Hanno Höfer, wurde auf uns aufmerksam und drehte für das rumänische Fernsehen einen Film über Borşa. Hanno Höfer war gleichzeitig Bandleader einer rumänienweit beliebten Rockband. Als er die Lebensverhältnisse der Menschen in Borşa kennen lernte, bot er uns an, ein Open Air Rockkonzert zu veranstalten.


Hochschulpartnerschaften
Die Hochschule Ravensburg-Weingarten, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege
begann 2001 eine Partnerschaft mit der Babeş-Bolyai Universität Cluj, Fakultät für Sozialarbeit. Visitationen und Studentenaustausch waren für den Beclean e.V. die Grundlage, für die psychiatrischen Kliniken Denkanstöße für eine Gemeindeorientierung zu geben und schuf
die Möglichkeit, Sozialarbeiterinnen einzustellen, die es bis dahin in den Kliniken nicht gab.




Schulpartnerschaften
Der Schulleiter der Krankenpflegeschulen des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg,
Karl Gerhardt, hat parallel zu den Aktivitäten des Beclean e.V. seit 2003 eine Partnerschaft
mit der Victor Babes Krankenpflegeschule in Cluj / Rumänien aufgebaut. Jährlich tun Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger beider Länder
in Borşa „Dienst“.




Unterstützung der Angehörigen psychisch Kranker
In den meisten europäischen Ländern bestehen Vereinigungen von Angehörigen psychisch
Kranker, die zum einen im Sinne der Selbsthilfe tätig sind, zum anderen auch zum Zwecke
einer Verbesserung einer patientenzentrierten Versorgung politisch aktiv werden (siehe
https://www.bapk.de/startseite.html und https://eufami.org). In Rumänien fehlt bislang
eine
solche Vereinigung und Asociaţia Transilvania / Beclean e.V. hat begonnen, bezüglich
einer
möglichen Gründung einer solchen Organisation, Aktivitäten zu entwickeln.
Im April 2017 war Professor Heinz Katschnig, ehemaliger Direktor der Universitätsklinik für
Psychiatrie in Wien und im Jahre 1978 Initiator der Österreichischen Angehörigenvereinigung
HPE (www.hpe.at), mit uns in Cluj, um die Lage zu sondieren. Heinz Katschnig hat im Auftrag
der EU bereits drei Jahre in Rumänien für die Psychiatriereform gearbeitet, und seine damalige
Assistentin, Raluca Sfetcu, stieß im April aus Bukarest kommend zu uns. Beide kennen die
psychiatrische Versorgungsstruktur in Rumänien sehr gut.
Nach Besuch der Universitätsklinik
und des psychosozialen Zentrums in Cluj, sowie der Krankenhäuser
in Turda, Huedin, Dej, Borşa und Beclean, und Diskussion unseres Anliegens mit
den ärztlichen Leiterinnen wurde der Entschluss gefasst, eine anonyme Umfrage bei Angehörigen,
die auf Besuch in die Kliniken kommen, durchzuführen.
Zum dritten Mal fand im Mai 2019 in Cluj-Napoca eine Tagung für Angehörige psychisch
Kranker und Mitarbeiter*innen der psychiatrischen Kliniken statt, die wir als Asociaţia Transilvania zusammen mit Prof. Dr. Heinz Katschnig, Raluca Sfetcu, Psychologin aus Bukarest und
dem rumänischen Verein Estuar organisiert haben.
Vortragende aus Salzburg (Sigrid Steffen),
Bukarest (Adela Salceanu), Hannover (Karin Aumann)
und Cluj (Andrea Bularda-Alexe) berichteten vor ca. 50 Besuchern zu den Themen der Leiden
der Eltern mit den Erkrankungen ihrer Kinder, zu dem Thema eines psychosozialen Verständnis
von Psychosen, zur Betreuung von Betroffenen durch Genesungsbegleiter (EX-IN) und zum
Betreuten Wohnen für psychisch Kranke. Nächstes Jahr ist eine weitere Tagung geplant.