Verein zur Unterstützung psychisch Kranker in Rumänien, Ravensburg

Ein wichtiges Ziel war es uns, die Dezentralisierung der Klinik in Borșa voranzutreiben und für psychischen Langzeitpatienten eine offenere und wohnortnahe Versorgung zu etablieren. Die ehemalige Infektionsstation der Klinik in Huedin wurde ab 2007 für Patientinnen und Patienten
aus Borșa saniert.

Die im Frühjahr 2011 neu eröffnete „Klinik für chronisch psychisch Kranke“ mit 20 Patientinnen und Patienten aus Borșa hat mit engagiertem Personal die Arbeit begonnen. Dass alle Angestellten psychiatrisch unerfahren sind, hat Vor- und Nachteile. Vorteil ist, dass die Mitarbeiter offen auf die Patienten zugehen, Nachteil ist, dass sie mit manchen Verhaltensweisen überfordert sind. Wie an den anderen Standorten unterstützen wir dort Außenaktivitäten mit den Patienten, beschaffen Materialien für die Ergotherapie etc.






Ehemalige Patienten aus Borșa, die aus dem Gebiet um Huedin stammen, haben in der neuen Abteilung am Krankenhaus Huedin eine heimatnahe klinische Versorgung.

Anja Hellstern berichtete 2012:
„Von weitem schon sieht mich O. Noch ist ein
Zaun zwischen uns. Sogleich werde ich von
ihrem weichen Leib umschlungen. Mir ist nach
Abstand zumute. Doch weshalb? Alles vermittelt
klar:
Wir sind hier in einem Krankenhaus. Ein übermannshoher Zaun um das Gelände.
Vorschrift,
erklärt Dr. P. Das wirkt bedrückend.
Wenn sie die Patienten hinaus lassen würden,
könnten sie
im angrenzenden Krankenhaus
Zigaretten schnorren. Und nur die zu lassen,
denen sie vertrauen könnten, würde die anderen
ja benachteiligen. Man wolle alle gleich
behandeln.
Ein großes Bemühen ist spürbar, dieses Haus
zu einem wohnlichen Ort werden zu lassen.
Zwei überdachte Schaukeln aus Holz stehen
im Garten. Junge Hunde werden umsorgt, es
läuft Musik vom Band.
Die fitten Patienten vermissen Borşa. Wer
stark und gesund war, konnte arbeiten, sich
einflechten in das Klinik- und Dorfsystem.
Doch wer angewiesen war auf Hilfe, konnte
nicht damit rechnen, dass sie ihm entgegen gebracht
wurde. Wer im Bett lag, krank und
schwach war, musste darauf hoffen, dass er
gute Freunde hatte, die für ihn Feuer machten
im Winter. So war es jedenfalls noch 2004“.
Anja Hellstern ist Kunsttherapeutin
in der psychiatrischen Tagesklinik in Tübingen und war in unserem Auftrag
2004 sechs Monate in Borşa, um dort eine Ergotherapie aufzubauen und um
für uns den dortigen Alltag der Patienten nachvollziehbarer zu machen.